Durch die Digitalisierung verändert sich auch die Art und Weise, wie wir in Teams und Organisationen zusammenarbeiten grundlegend. Anforderungen werden komplexer und wir müssen nicht nur immer schneller reagieren, sondern neben dem Tagesgeschäft auch noch vorausschauend agieren. Dies bedarf neuer Arbeitskonzepte und flexiblerer Formen der Zusammenarbeit, auch unabhängig vom Arbeitsort.
Zeitgemäße Informations- und Kommunikationstechnologien und digitale Werkzeuge machen es möglich. Beispielsweise können wir Meetings heute auch online über Videokonferenzen abhalten oder auf Cloud-Plattformen gemeinsam in Echtzeit an ein- und denselben Dokumenten arbeiten.
Aber wozu das Ganze und wie bleiben wir bei aller digitaler und vernetzter Zusammenarbeit produktiv?
Neue Arbeitskonzepte brauchen neue Formen der Zusammenarbeit
Traditionelle Arbeitskonzepte weichen immer mehr flexibleren Arbeitsmodellen. Hierarchisch geprägte, funktionsorientierte Organisationsstrukturen lösen sich zunehmend auf. Stattdessen geht der Trend in der neuen Arbeitswelt, die wir unter Begriffen wie “New Work” und “Arbeiten 4.0” subsumieren, hin zu selbstbestimmter und interdisziplinärer Zusammenarbeit in selbstorganisierten Teams.
Hier kommen Mitarbeiter unterschiedlichen Alters, verschiedener Berufsgruppen, aus mehreren Abteilungen und mit unterschiedlichen Rollen zusammen.
Darüber hinaus findet Zusammenarbeit immer häufiger auch organisations- und unternehmensübergreifend statt. So generieren sich immer mehr temporäre (soziale) Netzwerke.
Digitalisierung ist das Werkzeug, das Vernetzung, Kooperation und Kollaboration auf diese Weise auf effektive und effiziente Weise möglich macht.
Derart dynamische und dezentrale Teams und Organisationsformen sind in der Lage, flexibler auf die sich immer schneller verändernden Anforderungen und Wünsche ihrer Kunden zu reagieren.
Sie können ihre internen Abläufe schneller darauf ausrichten und ihre Prozesse und Strukturen eher anpassen als zentral organisierte, “klassisch” geführte Unternehmen.
Vor allem können sie auch mit komplexen Fragestellungen souveräner umgehen. Denn diese gemischten Teams haben den Vorteil, dass sie unterschiedlichste Kompetenzen in kürzester Zeit und von überall aus bündeln und fokussiert zum Einsatz bringen können.
Sie profitieren von der Vielfalt an Perspektiven und dem großen Erfahrungsschatz der Mitarbeiter.
Gerade bei komplexen Zusammenhängen kommt die Stärke der “kollektiven Intelligenz” zum tragen, um in kreativen Suchprozessen Antworten auf neue Fragen zu finden.
Allerdings stellen solche Teams auch besondere Anforderungen an die Kommunikation untereinander und an die Führung. Deren Aufgabe liegt insbesondere darin, die Rahmenbedingungen im Unternehmen für diese neuen Arbeitsformen zu schaffen und Beziehungen auf andere Art und Weise zu gestalten.
Das bedeutet konkret, dass es in einem digital vernetzten Arbeitsumfeld und in diesem sozial-kulturellen Wertewandel heutzutage umso mehr auf Kommunikationsstärke und Führungsqualitäten ohne Weisungsbefugnis ankommt. Am Ende zählt die Form der Zusammenarbeit, die der Wertschöpfung am besten dienlich ist.
Im Team zielgerichtet und ergebnisorientiert zusammenarbeiten
Damit eine gute Zusammenarbeit in der zunehmend mobilen, digitalen und vernetzten Arbeitswelt gelingt und Teams nicht nur kreativ, sondern auch produktiv arbeiten, gibt es ein paar Dinge zu beachten.
Mein Vorschlag dazu sind fünf Prinzipien für leistungsstarke Teams:
- Es bedarf Klarheit für alle Beteiligten über die übergeordnete Vision und Strategie des Unternehmens sowie über den Sinn und Zweck aller Aktivitäten und Aufgaben auf der operativen Ebene, die sich daraus ableiten. Das gilt für unmittelbar wertschöpfende Tätigkeiten ebenso wie für notwendige Unterstützungsprozesse wie Team-Meetings. Gestalten Sie Meetings in der Form und Dauer, dass die Zeit, die Sie damit verbringen, Ihnen allen wirklich nutzt. So kurz wie möglich, so lang wie nötig.
- Ziele und Rollen im Team zu verorten ist wichtiger als auf Positionen und Funktionen von Personen zu bestehen. Ziele und Rollen werden sich immer wieder verändern. Reflektieren und hinterfragen Sie das von Zeit zu Zeit gemeinsam und justieren Sie bei Bedarf nach.
- Dazu ist es wichtig, einen offenen Dialog von Menschen aus verschiedenen Perspektiven unter- und miteinander zu fördern. Schaffen Sie Plattformen für den Erfahrungs- und Wissensaustausch und vernetzen Sie sich intern und extern, offline und online. Sorgen Sie gemeinsam für einen gut strukturierten Informationstransfer und eine nachvollziehbare Dokumentation von relevantem Wissen und neuen Erkenntnissen.
- Jede Veränderung braucht Raum und Zeit. Auch wenn das Tagesgeschäft störungsfrei laufen muss, bedarf es Freiräume und Zeitfenster, um Ideen aus der Schublade zu holen und sie zu platzieren, Neues anzustoßen und ungewohnte Wege auf neuem Terrain auszuprobieren. Zeit bekommt man nicht, man muss sie sich nehmen für das, was wichtig ist.
- Fehler sind als ein Teil des kontinuierlichen Lernprozesses zu verstehen. Man braucht deswegen noch lange keine Fehler zu feiern oder eine “Fehlerkultur” etablieren. Ein ehrlicher Umgang mit Fehlern und eine Lernkultur, in der nicht die Schuldfrage, sondern die Suche nach der Fehlerquelle (meist aufgrund eines Informationsdefizits) und der Erkenntnisgewinn im Fokus stehen, um “die Sache” zu verbessern, ist für alle Beteiligten von Mehrwert.
Was meinen Sie? Sehen das anders oder möchten Sie etwas dazu ergänzen? Schreiben Sie es in die Kommentare. Natürlich auch gerne, wenn Sie mir zustimmen 😉.
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Weitere Beiträge rund um Gesundheit, neues Arbeiten, Organisationsentwicklung und Zusammenarbeit im digitalen Wandel finden Sie hier im ZUKUNFTSDIALOG-Blog.
4 Gedanken zu „5 Prinzipien guter Zusammenarbeit in digitalen Zeiten“
Liebe Karin, vielen Dank für diesen guten Impuls. Er kommt zur richtigen Zeit für mich, beschäftigt mich doch aktuell die Frage, ob die gute alte „Teamfähigkeit“ in ihren Grundzügen eigentlich schon die gewünschte neue Kollaborationskompetenz ist?
Ich sehe da nicht 100% Deckungsgleichheit;
Hintergrund: Die Teamfähigkeit gilt ja nach wie vor als höchst positiv besetztes, erwünschtes Potential…aber was genau finden wir eigentlich so toll? Kompromiss-/Konfliktfähigkeit? Deckung sehe ich in der wertschätzenden Kommunikation…
Wie siehst Du es?
Liebe Sabine,
vielen Dank für Deinen wertvollen Kommentar und die Anregung. Das ist in der Tat eine sehr interessante Frage. Schwierig, die Antwort darauf hier nur in ein paar Sätze zu packen …
Also: In gewisser Weise sehe ich „die gute alte Teamfähigkeit“ schon als Basiskompetenz für Kollaboration, zumindest in einigen Aspekten.
Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit bzw. Lösungskompetenz gehören für mich dazu.
Den früher gerne betonten Fokus auf harmonische Zusammenarbeit und gemeinsamen Konsens im Team sehe ich hingegen kritisch. Das ist nicht immer zielführend. Es darf und muss auch „Störer“ geben im Team, die Hinterfrager und Skeptiker sind genauso wichtig. Wenn sich alle immer einig sind, läuft man Gefahr, sein Blickfeld zu stark einzugrenzen.
Der Preis für Harmonie und Konsens ist mitunter auch, dass Teammitglieder hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, sich nicht trauen, vorzutreten. Es ist wichtig, das jeder sein Bestes geben kann, als Einzelperson und für den gemeinsamen Zweck, mehr Egodrive für das WIR sozusagen. Das Ziel ist wichtig und darauf gemeinsam hinzuarbeiten, jeder für sich als ein Teil des großen Ganzen. Persönliches Wachstum, sich dabei zu unterstützen, die Bereitschaft, Wissen zu teilen, gemeinsam zu lernen, um die Organisation voranzubringen.
Je heterogener das Team, desto wichtiger finde ich eine offene und wertschätzende Haltung, die Fähigkeit zur Selbstreflexion, Kompromissbereitschaft, Toleranz, Akzeptanz anderer Sichtweisen und einen respektvollen Umgang miteinander.
Den Begriff „Teamarbeit“ fasse ich heute weiter als interdisziplinäres Arbeiten in Gruppen, weil Menschen im Zuge neuer Arbeitskonzepte, Digitalisierung und Vernetzung nicht mehr nur in fachübergreifenden Teams zusammenarbeiten (berufsgruppen- und funktionsübergreifend), sondern auch systemübergreifend über Hierarchie-, Abteilungs- und Organisationsgrenzen hinweg und Kontexte und Kulturen aus unterschiedlichen Unternehmen (ggf. global) aufeinandertreffen.
Unter anderem spielen auch interkulturelle Kommunikationskompetenz, Medienkompetenz und natürlich auch die Fähigkeit, Informationen zu filtern und zu strukturieren, sich selbst zu organisieren und zielfokussiert zu arbeiten mit hinein, für sich selbst und im Team.
Sooo, jetzt ist das Wichtigste gesagt. Am liebsten würde ich das beim nächsten persönlichen Austausch mal mit Dir diskutieren 😉.
Viele Grüße
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