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Dr. med. Karin Kelle-Herfurth

Beratende Ärztin und Partnerin für Neue Wege zum gesunden Erfolg - für Menschen und Unternehmen in Transformation.

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Rezidiv-Risiko nach Schlaganfall senken: Wie Prävention vor dem zweiten schützt

Wie lässt sich das Rezidiv-Risiko nach einem überstandenen Schlaganfall senken? Wie effektiv ist Prävention – und schützt sie auch vor einem erneuten Ereignis? Solche Fragen tauchen häufiger in betrieblichen Gesundheits-Sprechstunden und Beratungen zur medizinischen Prävention und Nachsorge nach der Rehabilitation auf. Prävention professionell begleitet umzusetzen, ist in vielen Fällen sinnvoll.

Die kürzlich aktualisierte Leitlinie „Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke“ gibt genau zu dieser Frage Orientierung – und spricht in Bezug auf einen gesunden Lebensstil neun Empfehlungen aus (1, Literatur unten im Artikel).

Das Rezidiv-Risiko nach einem Schlaganfall senken – Die ÄrzteZeitung fasst zusammen: „Neue Leitlinie: Neun Tipps gegen den zweiten Schlaganfall“

Einordnung: Worum geht es?

Was ist ein ischämischer Schlaganfall?

Ein ischämischer Schlaganfall ist die häufigste Art von Schlaganfällen, umgangssprachlich „Hirninfarkt“ genannt. Denn dem Ereignis liegt ähnlich wie bei einem Herzinfarkt eine plötzliche kritische Unterbrechung der Organdurchblutung zugrunde. Ursache für einen Schlaganfall ist in über 80 % der Verschluss eines Blutgefäßes, welches das Gehirn versorgt.

Auslöser können beispielsweise verschleppte Blutgerinnsel sein, ausgehend von einem kleinen Thrombus, der sich vormals im Herzen aufgrund eines (bisher nicht bekannten) Vorhofflimmerns gebildet hat. Oder ein persistierendes Foramen ovale, das eher bei jüngeren Menschen im Zuge der Ursachenklärung häufiger entdeckt wird.

Wie sich ein ischämischer Schlaganfall auswirkt, ist unterschiedlich, abhängig von der Region des betroffenen Gehirnareals und dem Ausmaß der Schädigung durch die akute Unterversorgung. Die Symptome treten wortwörtlich schlagartig auf. Folgen können unter anderem Lähmungen einer Körperhälfte, Sprach- und Sprechstörungen, Aufmerksamkeits- und Orientierungsstörungen oder Gedächtnisdefizite sein (hier ausführlich).

Unter einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA) versteht man eine Durchblutungsstörung des Gehirns, die weniger als eine Stunde andauernd zu spürbaren Symptomen führt. Und sie hinterlässt keinen in der Bildgebung sichtbaren Schaden im Gehirngewebe. Die Beschwerden sind daher in der Regel nur vorübergehender Natur. Dennoch ist die TIA ein Notfall und diagnostisch durchaus fordernd.

Was bedeutet Sekundärprophylaxe?

Sekundärprophylaxe, häufig auch synonym Sekundärprävention genannt, bezieht sich auf Interventionen, die das erneute Auftreten einer Erkrankung verhindern sollen. Nach einem überstandenden ischämischen Schlaganfall ist es wichtig, einen weiteren zu vermeiden.

Das Hauptziel der Schlaganfall-Sekundärprophylaxe ist das Identifizieren und Behandeln der Risikofaktoren, die zu dem ersten Schlaganfall geführt haben. Dies kann je nach medizinischer Indikation durch Einnahme von Medikamenten erfolgen. Beispielsweise solche, die den Blutdruck senken oder die Blutgerinnung hemmen bzw. verzögern.

Dennoch kann die Ursache für einen Schlaganfall und ein Rezidiv auch mit modernster Diagnostik nicht immer eindeutig ermittelt werden. Weil sehr viele und individuell unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen und wechselwirken.

Ebenso zählen zur Sekundärprophylaxe verhaltensbasierte präventive Ansätze zur Veränderung von individuellen gesundheitsbezogenen Gewohnheiten wie zum Beispiel: den Lebensstil anpassen, die Ernährung umstellen oder sich in krankheitsspezifischen Fragen weiterbilden und andere Maßnahmen, die das Rezidiv-Risiko nach dem Schlaganfall senken.

Demgegenüber zielt die Primärprävention auf das Erhalten von Gesundheit und Vorbeugen von Erkrankungen ab. Und zwar, bevor eine Schädigung oder Krankheit überhaupt eintritt. Somit richtet sie sich an jeden gesunden Menschen und Menschen mit bekannten Risikofaktoren für eine Erkrankung.

Die Tertiärprävention schließt ein, Langzeitfolgen zu reduzieren aus der akuten Krankheitsphase und Spätfolgen wie Komplikationen im Genesungsverlauf und sekundäre Erkrankungen zu vermeiden. Dies sind auch Aufgaben der langfristigen Rehabilitation und aktivierenden Pflege.

Erfahren Sie, was „Primärprävention“ und „Sekundärprävention“ in der Anwendung bedeuten und wie Sie selbst wirksame Maßnahmen direkt in Ihren Alltag integrieren können. Die Schlaganfallbegleitung gibt einfach umsetzbare Präventionstipps: Einem Schlaganfall vorbeugen – wie schütze ich mich?

Warum ist Sekundärprävention wichtig?

Menschen, die einen ersten ischämischen Schlaganfall oder die „leichtere“ Form, eine transitorische ischämische Attacke (TIA), erlitten haben, haben ein erhöhtes Risiko für einen weiteren Schlaganfall. Nicht nur angesichts der Fakten, auch im Verständnis und Mitgefühl für das körperliche und emotionale Erleben ist es nachvollziehbar, dass Menschen, die einen Schlaganfall überlebt haben und ihre Angehörigen große Angst vor einem zweiten, schlimmeren Schlaganfall haben.

Längst ist wissenschaftlich gut belegt, dass eine gesunde Lebensweise das Risiko für Schlaganfälle deutlich senken kann. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, wenig Salz, wenig Alkohol und Verzicht auf Tabak: Bereits mit diesen Ansätzen lässt sich das persönliche Schlaganfallrisiko der Leitlinie zufolge deutlich senken.

Umgekehrt sind bis zu 80 % der Schlaganfälle auf eine ungesunde Lebensweise zurückzuführen und damit prinzipiell vermeidbar.

Trifft das gleichermaßen auf Menschen zu, die bereits einen Schlaganfall oder eine TIA hinter sich haben? Lässt sich auch das Rezidiv-Risiko nach einem Schlaganfall durch „Lifestyle-Modifikation“ senken?

Die Vermutung liegt nahe, schreibt Thomas Müller in der Ärztezeitung, dass solche Personen erst recht auf eine gesunde Lebensweise achten sollten. Allerdings ist die Evidenz für Lebensstil-Veränderungen zur Sekundärprophylaxe eher dürftig. Es gibt kaum brauchbare Studien, oder Untersuchungen liefern widersprüchliche Resultate, stellen die Autorinnen und Autoren der aktuellen S2k-Leitlinie fest.

Im zweiten Teil der Leitlinie, der sich unter anderem auch mit dem Lebensstil beschäftigt, basieren die Empfehlungen zur Ernährung, zur körperlichen Aktivität sowie zum Alkoholkonsum daher überwiegend auf Studien zur Primärprävention.

Statistische Relevanz: Bei mehr als fünf Prozent bzw. bei bis zu jeder zehnten Person kommt es nach einem Schlaganfall innerhalb eines Jahres zu einem erneuten Ereignis. Die Auswirkungen eines Schlaganfall-Rezidivs sind allerdings häufiger schwerwiegend als bei einem ersten Schlaganfall.

Was wird empfohlen, um das Rezidiv-Risiko eines Schlaganfalls zu senken?

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) widmen dem Aspekt Lebensstil in der Sekundärprophylaxe in der neuen Leitlinie insgesamt neun kleine Kapitel (1).

Darin liefern sie einen Überblick zur aktuellen Literatur und geben konkrete Empfehlungen zu folgenden Lebensstil-Veränderungen:

1️⃣ Regelmäßig Sport und Gymnastik

2️⃣ Auf kardioprotektive Mischkost achten

3️⃣ Keine Supplementierung mit B-Vitaminen

4️⃣ Fisch ja, Fischöl eher nicht

5️⃣ Alkoholkonsum reduzieren

6️⃣ Mind. 3 Portionen Obst und Gemüse am Tag

7️⃣ Mit Rauchen komplett aufhören

8️⃣ Den BMI (Body-Mass-Index) checken

9️⃣ Weniger ist bei Kochsalz mehr

Weiterführend beschrieben sind diese neun Punkte in den Ausführungen des oben verlinkten Artikels der ÄrzteZeitung bzw. im Original-Text der AWMF-Sk2-Leitlinie (1).

Mein Kommentar zur Wertung von Punkt 8: „BMI checken und abspecken“

Etwas unpassend bis despektierlich finde ich die Formulierung in der ÄrzteZeitung im ersten Teil: „Den BMI checken! Sollten Dicke nach einem Schlaganfall zunächst einmal ordentlich abspecken? …“

Und zum zweiten Teil ist zu sagen, dass die medizinische Relevanz des traditionell verwendeten BMI (Body-Mass-Index) zur Einstufung des Grades der Fettleibigkeit überschätzt wird (vgl. 3):

„… Dafür gibt es gute Gründe, letztlich begünstigt eine Adipositas viele kardiovaskuläre Risikofaktoren und ist mit einem erhöhten Risiko für einen ersten Schlaganfall verbunden.“

Der BMI ist ein äußerlich beschreibender Wert. Er sagt nichts über die Zusammensetzung und Verteilung des Körperfetts und metabolische Funktionen bzw. Dysbalancen von regulatorischen Prozessen aus (3). Das sollte man differenzierter darstellen, auch wenn die Leitlinien-Empfehlungen hier auf Alltagstipps abzielen. Vorurteile und Sprache könnten so vielleicht eher reflektiert werden.

Meine Empfehlung? Lassen Sie sich professionell zum Thema Ernährung und geeigneten gesunden Strategien zum Abnehmen beraten und begleiten. Ich zeige Ihnen nachfolgend drei Ansätze und Tipps, wie Sie mit gezielter Hilfe weiterkommen.

Ein angedeuteter Büroschreibtisch mit Laptop und gesunder Zwischenmahlzeit durch einen Apfel und eine Glasbox mit Gemüse zum Artikel-Thema „Rezidiv-Risiko nach Schlaganfall senken“
Rezidiv-Risiko nach Schlaganfall senken: Obst- und Gemüse-Portionen (Bild: Canva)

Empfehlungen zur Ernährungsbegleitung

Das Rezidiv-Risiko nach einem Schlaganfall lässt sich durch Vorsorge und einen gesunden Lebensstil effektiv senken. Dafür spricht sich auch die aktualisierte Leitlinie „Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke“ mit ihren neun Tipps aus.

Auf drei weiterführende Empfehlungen möchte ich Sie hier noch aufmerksam machen. Sie sind als Hilfe zur Selbsthilfe bei der Umsetzung im Alltag gedacht. Damit Ihnen der Transfer von Wissen insbesondere in den Handlungsfeldern Ernährung, Essverhalten und Gewichtsreduktion auf gesunde Weise gelingt.

Denn dazu kommen häufiger Fragen in meinen Gesundheits-Sprechstunden und in der Schlaganfall-Selbsthilfe – aber es gibt hier keine einfache Antwort oder ein Standardrezept, das für alle passt.

1. Tipp: Online-Präventionskurs Ernährung

Wie praktizieren Sie eine für Sie passende gesunde Ernährung im Alltag? Was bedeutet „gesund ernähren“ für Sie? Welche Essgewohnheiten wollen Sie verändern, um Ihr persönliches Schlaganfall-Risiko zu senken – ohne viel Zeit fürs Kochen aufwenden zu müssen oder auf Leckereien und Genussvolles zu verzichten?

Oder möchten Sie als Gesundheitsfachperson Ihr Wissen auffrischen und wissen, welche Empfehlungen Sie Menschen mitgeben können, die sich weiterbilden wollen und eine Ernährungsumstellung anstreben?

Darauf hat die Schlaganfallbegleitung Antworten in Form eines Online-Präventionskurses Ernährung mit dem Fokus Schlaganfall zum Selbstlernen aufbereitet. Die Lerninhalte sind durch Themenmodule und Lernzielen auf kleine Einheiten verteilt und verständlich erklärt.

Es geht nicht nur um reine Wissensvermittlung. Der Kurs regt auch an, Zusammenhänge zu verstehen und zu reflektieren. Welche Rolle hat zum Beispiel die psychische Verfassung auf das Ernährungsverhalten? Wieso entscheiden sich Menschen gerade in Stresssituationen wider besseres Wissen eher für ungesunde Alternativen wie Süßes und Fast Food – und wie kann man dem widerstehen?

Das Ergebnis ist nicht nur ein modernes digitales Bildungsangebot für mehr Gesundheitskompetenz. Teilnehmende werden empowert durch Hilfe zur Selbsthilfe, um langfristig dranzubleiben und auch souverän mit Rückschlägen umzugehen, ohne schlechtes Gewissen.

Und: Der Online-Präventionskurs ist der erste professionelle Ernährungskurs speziell zur Schlaganfallprävention und um das Rezidiv-Risiko nach einem Schlaganfall zu senken.

Der Kurs ist zudem von der Zentralen Prüfstelle Prävention nach § 20 SGB V zertifiziert. Somit wird die Kursgebühr von den Krankenkassen erstattet, von den meisten sogar vollständig.

Ein Schlaganfall-Betroffener zum Präventionskurs: Olaf schreibt: „Hört sich eher nach einer allmählichen Reform der eigenen Essgewohnheiten an und nicht nach einem strikten und radikalen Ansatz, den man vermutlich eher früher als später wieder aufgibt. Das kommt meiner persönlichen Essbegeisterung sehr entgegen. Sicher eine Chance, mit den eigenen Ängsten in positiver Form umzugehen.“ (Aus „Kontraste“ auf seinem persönlichen Blog „Weiter mit Plan B über das Leben nach einem Schlaganfall.

Für wen ist der Online-Präventionskurs geeignet?

Der Kurs richtet sich an Menschen, die nach einem Schlaganfall Ihr allgemeines Risiko für ein weiteres Ereignis senken möchten. Voraussetzung ist, dass sie KEINE ernährungsrelevante Vorerkrankung oder Essstörung haben, die derzeit medizinisch, ernährungsfachtherapeutisch oder primär psychotherapeutisch behandlungsbedürftig ist.

Ebenso geeignet ist das Angebot für ansonsten gesunde Menschen im Sinne der Primärprävention – die ihre körperliche und mentale Fitness durch eine nachhaltige Umstellung ihrer Ernährung gezielt stärken möchten. Wer sich also langfristig etwas Gutes tun und gesunde Gewohnheiten etablieren will, ist hier ebenfalls richtig.

Abnehmen ist dabei ein häufiges Anliegen bei Ernährung – und zugleich eines der Themen, die am meisten verunsichern. Es gibt kaum einfache Antworten oder universelle Lösungen. Wichtig ist, einen eigenen, passenden Weg zu finden, der sich an den persönlichen Gegebenheiten orientiert. Ein gut reguliertes Körpergewicht ist nicht nur aus medizinischer Sicht ein Vorteil. Es fördert auch spürbar das Wohlbefinden und die Lebensqualität – unabhängig von einer Krankheit, aber besonders nach einem Schlaganfall. Grundlagen finden Sie im Kurs. Wenn Sie mehr wissen wollen, worauf es ankommt, lesen Sie den Fachartikel der Schlaganfallbegleitung zum Thema: Gesund Abnehmen – So gelingt es.

(Transparenzhinweis: Ich begleite die medizinische Fachredaktion der Schlaganfallbegleitung.de freiberuflich beratend und schreibend mit – ebenso die Online Selbsthilfe-Plattform Schlaganfallforum.com)

Erfahren Sie mehr über den Online-Präventionskurs Ernährung – und wie Sie das Rezidiv-Risiko für einen erneuten Schlaganfall senken. Zusätzlich können Sie sich im Schlaganfall-Forum, der digitalen Selbsthilfe, mit anderen Betroffenen und Angehörigen austauschen und Fragen an Experten stellen.

2. Tipp: Professionelle präventive Beratung und Ernährungstherapie

Sie möchten auf gesunde Weise leben, sich bewusster ernähren und gezielt abnehmen mit einem tragfähigen, personalisierten Konzept und nicht erneut im Alleingang? Dann lohnt es sich, sich bei Ihrem Vorhaben professionell begleiten zu lassen. Idealerweise erfolgt eine solche gesundheitliche Weichenstellung frühzeitig und nicht erst dann, wenn bereits Beschwerden auftreten oder sich Krankheiten manifestiert haben. Denn: Es geht nicht nur darum, das Rezidiv-Risiko nach einem Schlaganfall zu senken, sondern um langfristige Lebensqualität.

Gleichzeitig gilt: Für Ernährungstherapie ist es nie zu spät. Insbesondere bei chronischen Erkrankungen oder im Zusammenhang mit onkologischen Therapien und größeren Operationen ist eine professionelle Begleitung sogar angezeigt – etwa, wenn sich der Stoffwechsel, Energiebedarf oder Appetit verändern.

Häufig werden auch (vermeintliche) Unverträglichkeiten, Ursachen von Übergewicht oder Mangelerscheinungen nicht ausreichend abgeklärt. Dabei spielen oft komplexe Einflussfaktoren eine Rolle: genetische Voraussetzungen, Umwelteinflüsse, emotionale Belastungen, ein fehlendes soziales Netz oder strukturelle Abhängigkeiten, darunter auch finanzielle Gründe.

Kein Wunder also, wenn die Umsetzung neuer Essgewohnheiten im Alltag schwerfällt oder scheitert – nicht weil es an Disziplin fehlt, sondern weil die Voraussetzungen unzureichend verstanden wurden.

Wissen und Verstehen reicht zur Veränderung selten aus

Langfristige Erfolge stellen sich durch nachhaltig wirksame Veränderungen von Ernährungsgewohnheiten, in der Einstellung zum Essen und der Haltung zu sich selbst und den eigenen Bedürfnissen ein. Wiederum erfordert dies in einer professionellen Beratung auch ernährungs-, verhaltens- und tiefenpsychologische Kenntnisse. Dies ist zum Beispiel wichtig, um zu verstehen, wodurch bestimmte Muster im Essverhalten bedingt werden und um notwendige, psychisch stabilisierende Kompensationen mangels alternativen Strategien und unzureichender innerer Selbstregulation zu erkennen und darauf einzugehen.

Rückfälle empfinden viele als persönliches Scheitern oder als Schwäche, was zusätzlich belastet. Unerwünschtes Verhalten lässt sich nicht einfach mit Diäten oder Selbstdisziplin ändern. Druck von außen hilft auch nicht. Erfolgreiche Veränderungen sind nur dann von Dauer, wenn Bedingungen und individuelle Gewohnheitsmuster mit Einfluss auf Ernährung, Ess- und Bewegungsverhalten langfristig und schrittweise angepasst werden.

Die Umstellung ist umso wirksamer, je mehr sie bewusst in eine gesamtheitliche Lebensstil-Anpassung integriert wird. Das ist dann auch viel weniger mit Verzicht verbunden. Es kann zum Beispiel vielmehr bedeuten, sich etwas Gutes zu tun.

Wann ist eine Ernährungstherapie sinnvoll?

Ernährungstherapie ist nach einem Schlaganfall besonders dann indiziert, wenn Schluckstörungen (Dysphagie) oder ein Risiko für Mangelernährung bestehen. Darüber hinaus kann eine qualifizierte Ernährungsberatung oder Ernährungstherapie auch einen Beitrag zur Sekundärprävention leisten – etwa wenn weitere behandlungsbedürftige Grunderkrankungen vorliegen, die mit dem Schlaganfall in Zusammenhang stehen oder dessen Wiederholungsrisiko erhöhen.

Das betrifft insbesondere:
• Muskelschwund / Sarkopenie
• Übergewicht bzw. Adipositas
• Diabetes mellitus Typ 2
• Insulinresistenz / metabolisches Syndrom
• Bluthochdruck (Hypertonie)
• Fettstoffwechselstörungen
• Hyperurikämie / Gicht
• Zöliakie

In diesen Fällen lässt sich über Ernährungstherapie auf die Krankheitsdynamik gezielt Einfluss nehmen – und damit auch das Rezidiv-Risiko nach Schlaganfall senken. Frühzeitige Maßnahmen können helfen, Folgeschäden zu vermeiden oder eine medikamentöse Therapie hinauszuzögern.

Wenn Sie also ernsthaft den Entschluss fassen, etwas zu verändern – z. B. nachhaltig Gewicht zu reduzieren oder Ihre Ernährung umzustellen –, gibt es mehrere Wege, um professionelle Unterstützung zu finden. Sie können sich fachärztlich weiterführend beraten lassen, wenn z. B. die Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin vorliegt und Schwerpunkte auf bestimmten Erkrankungen liegen. Und es gibt für spezielle Fragestellungen und therapeutische Interventionen qualifizierte Ernährungsfachpersonen.

Wer bietet professionelle Ernährungstherapie an?

Die Ernährungstherapie nach § 43 SGB V darf nur von qualifizierten Fachpersonen durchgeführt werden. Dazu gehören beispielsweise:
• staatlich anerkannte Diätassistenz,
• Personen mit Studium der Oecotrophologie oder Ernährungswissenschaften mit entsprechender Zusatzausbildung,
zertifizierte Fachpersonen mit anderen anerkannten Abschlüssen der nachfolgenden Organisationen.

Wo Sie qualifizierte Ernährungsfachpersonen finden können (Auswahl):

VDD – Verband der Diätassistenten: www.vdd.de
QUETHEB – Qualitätssicherung in der Ernährungstherapie und Ernährungsberatung e. V.: www.quetheb.de
VFED – Verband für Ernährung und Diätetik e. V.: www.vfed.de
DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung: www.dge.de
prof e.a.t – ESSperts Netzwerkwww.prof-eat.de

Zur Beantragung einer Ernährungstherapie gibt es zwei Wege:

• Eine Empfehlung zur Ernährungstherapie (Formular 36), ausgestellt von hausärztlichen oder anderen vertragsärztlichen Praxen, z. B. bei Adipositas oder Diabetes – vor allem im präventiven Ansatz.

• Oder eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung – ein formloses Attest, das die medizinische Erforderlichkeit der Ernährungstherapie begründet. Diese Variante ist besonders dann relevant, wenn bereits eine behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt, die gezielt therapeutisch begleitet werden soll.

Wichtig: Die Kostenübernahme ist kein Automatismus!

Denn § 43 SGB V ist keine Regelversorgung im engeren Sinne, sondern eine sogenannte Kann-Leistung für gesetzlich Krankenversicherte. Die Ernährungsfachkräfte erstellen Ihnen bei Bedarf einen Kostenvoranschlag und unterstützen Sie bei der Antragsstellung an die Krankenkasse. Damit nehmen sie viel organisatorischen Aufwand ab. Das entlastet und sorgt für Klarheit.

Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse?

Professionelle Ernährungsbegleitung kann von der Krankenkasse bezuschusst werden – vorausgesetzt, es liegt eine medizinische Indikation vor. Das ist z. B. bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas oder Fettstoffwechselstörungen der Fall. Auch wenn der Schlaganfall selbst in der Regel keine direkte Grundlage für eine Ernährungstherapie nach § 43 SGB V darstellt, kann sie im Rahmen der Sekundärprävention sinnvoll und medizinisch begründbar sein – insbesondere, wenn begleitende Risikofaktoren vorliegen.

Klären Sie daher im Vorfeld mit Ihrer Krankenkasse:
• ob eine Bezuschussung in Ihrem Fall grundsätzlich möglich ist (nachdem Sie sich informiert oder beraten lassen haben!),
• welche Unterlagen erforderlich sind (z. B. ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung oder Empfehlung zur Ernährungstherapie),
• und in welcher Höhe die Kosten übernommen werden.

Zunächst müssen Sie in Vorleistung gehen. Die Vergütung entspricht der Abrechnung durch Ernährungsfachkräfte nach amtlicher Heilmittel-Richtlinie. Genaue Euro-Beträge variieren leicht je nach Leistungskategorie (z. B. Erstgespräch, Verlaufsberatung, Hausbesuch). Sie liegen in der Regel zwischen 60 € und 70 € pro Sitzung, Für fünf Einheiten entstehen beispielhaft Gesamtkosten von rund 300 bis 350 Euro.

Erfahrungsgemäß liegt die Erstattung durch die Krankenkasse zwischen 30 % und 100 %, abhängig von Krankenkasse, Indikation und Qualifikation der Anbieterperson. Einige Kassen orientieren sich dabei an aktuellen Vergütungssätzen der gesetzlichen Rahmenvereinbarungen. Manche verweisen auf die bundesweiten Vergütungsrichtlinien, andere orientieren sich an regionalen Rahmenverträgen oder haben eigene Honorarvereinbarungen mit ausgewählten Netzwerken oder Dienstleistern.

Formular für Ernährungstherapie zum Download: Die Ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung können Sie ausfüllen lassen (direkt im PDF oder in gedruckter Version, Stand September 2023). Mit diesem Formular können Sie sich an Diätassistentinnen, Ökotrophologen oder Ernährungswissenschaftler (m/w/d) wenden.

Sie können dazu z. B. über den VDD – Verband der Diätassistenten – Deutscher Berufsverband e. V. regional suchen oder im prof e.a.t ESSperts Netzwerk auch ernährungsmedizinisch, -psychologisch, -pädagogisch geschulte Fachpersonen finden.

Fragen & Antworten zur Schlaganfall-Sekundärprävention

Experten-Fragen auf Schlaganfallforum.com

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Wissens- und Erfahrungsaustausch: Weitere Fragen, Themen und Austauschmöglichkeiten finden Sie im Schlaganfall-Forum der Schlaganfallbegleitung – Ein kostenfreies Angebot zur digitalen Selbsthilfe für Betroffene und Angehörige mit professioneller Begleitung und ärztlicher Expertise.

Weiterführende Ressourcen

Literatur zum zitierten Artikel im Ärzteblatt

(1) AWMF-Sk2-Leitlinie: Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke – Teil 2: Lebensstil, arterielle Stenosen, andere Antithrombotika-Indikationen, Hormone, Diabetes mellitus, Schlafapnoe. Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V., Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft e.V. Stand: 01.02.2022. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-143.html

(2) Zu epidemiologischen Aspekten: The Frequency and Timing of Recurrent Stroke – An analysis of routine health insurance data – Autoren: Stahmeyer, J T; Stubenrauch, S; Geyer, S; Weissenborn, K; Eberhard, S – Publikation: Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 711-7. – DOI: 10.3238/arztebl.2019.0711

(3) Lese-Tipp auch zur Kritik an der Verwendung des BMI, Editorial über „Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen: jenseits von Körpergewicht und Energiebilanz“, in englischer Sprache publiziert: Katharina Lechner, Ronald M Krauss, Obesity and cardiovascular disease: beyond body weight and energy balance, European Journal of Preventive Cardiology, 2022; zwac220, https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwac220

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Beitragsbild zu Depression erkennen: Eine Person, deren Kopf nicht zu sehen ist, sitzt mit angewinkelten Beinen auf dem Boden und hat die Arme um die Knie geschlungen. Es scheint, dass die Person depressiv, traurig oder nachdenklich ist. Der Hintergrund ist eine Wand mit abblätternder Farbe, was ein Gefühl von Vernachlässigung vermittelt. Die Farbpalette des Bildes ist kalt und gedämpft, was eine Stimmung der Einsamkeit und Traurigkeit unterstreicht. Der allgemeine Eindruck ist einer der Melancholie oder des emotionalen Rückzugs.

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