Dr. med. Karin Kelle-Herfurth

Dr. med. Karin Kelle-Herfurth

Beratende Ärztin und Partnerin für Neue Wege zum gesunden Erfolg - für Menschen und Unternehmen in Transformation.

Health & Business Counseling stärkt Sie, Ihre Gesundheit und Führung bei der Neuausrichtung im digitalen Wandel - in der Prävention, beim beruflichen Wiedereinstieg und Neustart in der Selbstständigkeit.

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Long COVID im Berufsalltag – Wissensreihe für Wiedereinsteiger und Fachleute im BEM

In Gesundheits-Sprechstunden und Wiedereingliederungs-Prozessen in Unternehmen sehe ich immer mehr Menschen mit Long COVID bzw. dem Post COVID-Syndrom. Mit Long COVID sind vielfältige beeinträchtigende Symptome verbunden und im privaten Leben herausfordernd, erst recht im Berufsalltag. Mit dem Start dieser Wissensreihe sind Wiedereinsteiger angesprochen und jene, die sie bei der Rückkehr zur Arbeit unterstützen.

Mein Anliegen ist es, fundiertes Wissen über neue Erkenntnisse und Erfahrungswerte mit ähnlich komplexen Krankheitsbildern aus der Klinik, Beratung und dem Rehamanagement zu teilen. Von der medizinisch-beruflichen Rehabilitation zur Umsetzung der betrieblichen Reintegration und Prävention im Eingliederungsmanagement. Um zum besseren Verständnis von Long COVID und anderen chronischen Erkrankungsfolgen im Berufsalltag beizutragen.

Vielleicht nehmen Sie hier Anregungen mit, die für Sie und Ihr Umfeld nützlich sind. Austausch und Live Impulse sollen ermutigen oder bestätigen, in Alternativen zu denken und neue Wege zu gehen. Es lohnt sich, vermeintlich undenkbare Optionen und einen Perspektivwechsel einzubeziehen. Der Wiedereinstieg mit Einschränkungen ist nicht einfach, Vieles lässt sich jedoch auf andere Weise als bisher gut realisieren.

Lesestoff und Einladung zum Austausch

Für wen ist das Wissen gedacht?

Erkrankte vor oder in der beruflichen Wiedereingliederung: Selbstständige und Angestellte, die durch Long bzw. Post COVID in ihrer Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind. Vor oder nach der medizinischen Reha. Sie wollen wissen, wie es mit den körperlichen, kognitiven und psychischen Symptomen beruflich weitergeht.

Fachpersonen im Gesundheits- und Eingliederungsmanagement: BEM-Beauftragte, Beratende im Reha-, Disability- und Integrations-Management, Schwerbehindertenvertretungen und Führungspersonen in engagierten Organisationen. Sie unterstützen Menschen und Unternehmen bei der Wiedereingliederung mit Long COVID bzw. Post COVID.

Wozu dient diese Wissensreihe?

Sich am wissenschaftlichen Stand orientieren, Sicherheit und Akzeptanz im Umgang mit Long COVID im Berufsalltag erlangen. Einen roten Faden ableiten können, worauf es beim Vorbereiten und bei der Rückkehr ins Arbeitsleben ankommt.

Schlaglichter zur Vielfalt der betrieblichen Eingliederung wahrnehmen. Inspiration aufgreifen und Ideen teilen, wie Sie Menschen mit Long/Post COVID wirksam unterstützen, ihre Tätigkeit gesundheitsverträglich auszuüben.

Welche Themen erwarten Sie in Artikeln?

1. Post COVID als Krankheitsbild: Symptome und Zusammenhänge verstehen

Medizinischer Wissensstand, persönliche Erfahrungswerte und Berichte von Betroffenen. Über Versorgungslücken, Barrieren und Strategien zum Selbstmanagement. Was hilfreich ist für das Verständnis und den Umgang mit Krankheitsfolgen.

2. Beruflicher Wiedereinstieg: Post-COVID-Reha und Rückkehr zur Arbeit vorbereiten

Chancen und Fallstricke der medizinischen und beruflichen Reha. Prinzipien und Methoden in der Wiedereingliederung und präventive Strategien zur Risikoreduktion. Wie Sie den Alltag und Lebensziele neu ausrichten und Arbeit gestalten.

3. Betriebliches Eingliederungsmanagement: pragmatisch + strategisch denken

Wie Sie das BEM als beratende und verantwortliche Fachperson neu denken und koordinieren – und was dem im Wege steht. Chancen durch Frühintervention, professionelle Begleitung und individuelle Unterstützung der Rückkehr zur Arbeit.

Was macht die Live Online-Dialoge aus?

1. Auf den Punkt: Kompakter Wissensinput, erprobte Strategien und Erfahrungswerte mit Fallstricken

2. Praxisnähe: Austausch zu Fallbeispielen, Interventionen in Einzelberatungen und in Organisationen

3. Diskurs: Neue Impulse, Öffnen von Denk- und Handlungsräumen, andere Sichten, Perspektivwechsel

Die Online-Dialogreihe ist ein kostenfreies Angebot zu meinem Newsletter im Health & Business Insider-Netzwerk. Die Dialoge finden als Live Talk jeden letzten Donnerstag im Monat zu diversen Themen statt. Sie sind interaktiv, persönlich und werden nicht aufgezeichnet.

Vom Online-Dialog am 29.09. und 27.10.2022 fließen zusammenfassende Impulse, Denkanstöße und Tipps nebst Links zu Literatur in diese Artikelreihe ein. Zunächst folgen vier längere Texte und eventuell noch Audioversionen für diejenigen, die lieber hören als lesen. Welches Format ziehen Sie vor?

Was Long COVID im Berufsalltag bedeutet

Nach überstandener Coronavirus-Infektion leiden 10 – 20 % an Langzeitfolgen: Symptome, die länger als vier Wochen bestehen (Long COVID) und zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen. Oder die sich erst im Verlauf entwickeln oder/und länger als drei Monate anhalten (Post COVID). Von denen erfüllen je nach Studie 10 bis 50 % nach sechs Monaten die diagnostischen Kriterien für ME/CFS, als schwerste Form des Krankheitsverlaufs. Und es gibt auch Menschen, die nach der COVID-Impfung ähnliche Symptome entwickeln (Post-VAC-Syndrom).

Renz-Polster, H, Scheibenbogen, C: Post-COVID-Syndrom mit Fatigue und Belastungsintoleranz: Myalgische Enzephalomyelitis bzw. Chronisches Fatigue-Syndrom. Innere Medizin 63, 830–839 (2022). https://doi.org/10.1007/s00108-022-01369-x

Obwohl der überwiegende Teil mit Long COVID „mild“ Betroffene sind, haben sie im Berufsalltag mit komplexen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Von ärztlicher Seite gelten sie als “genesen”, wenn Untersuchungen und Infektzeichen nach der Akutphase der COVID-19-Erkrankung unauffällig sind. Gesund sind viele dann noch lange nicht, sondern vielmehr unsichtbar chronisch krank, mit deutlich geringerem Leistungsvermögen als vorher.

Sie müssen neu lernen, ihre aktuellen Belastungsgrenzen mangels verfügbarer Energie einzuschätzen und zu respektieren. Um trotz verringerter Ressourcen ihren Alltag im individuellen Toleranzbereich bewältigen zu können. Ohne zu erschöpfen, Verschlechterungen vorzubeugen bzw. Risiken zu reduzieren.

Begleitende Dokumentationen, z. B. als Tagebuch oder mittels Health Tracking-Apps können beim Einordnen und Üben helfen. Und es gibt eine neue Symptom- und Behandlungstracking-App: Eureka Health, speziell für Long COVID und ME/CFS in englischer Sprache einen guten Eindruck. Getestet habe ich sie noch nicht.

Das bedeutet: Es ist ein grundlegendes Umdenken, Schärfen von bewusstem Wahrnehmen und Beobachten von sich selbst und Beziehungen mit dem Umfeld und reflexives Lernen aus Erfahrungswerten nötig. Ärztlich-therapeutische Aufklärung und gute Anleitung in der Frühphase ist wichtig, um die Genesung zu unterstützen und Belastungsgrenzen einzuhalten.

Belastungsgrenzen respektieren, innerhalb des individuellen Toleranzbereichs aktiv bleiben

Wer innerhalb von 72 Stunden nach Aktivitäten schlimmere Symptome entwickelt, unter entkräftender Erschöpfung leidet oder zusammenbricht, sollte strikt auf das aktuelle Befinden achten und sich nicht nach Erwartungen richten, wie es „normal“ sein sollte und wie man es sonst von sich kennt. Sondern: Tempo runter/Stoppen, ruhen und mehr pacen.

„Pacing“ ist eine Selbsthilfe-Strategie für Ressourcen-schonende Aktivitäten durch vorausschauendes Energiemanagement. Bei Betroffenen mit Belastungsintoleranz und Post-exertional Malaise (unverhältnismäßige Symptomverschlechterung nach bereits geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung) ist dies in allen Lebenslagen essenziell, vor allem in schwierigen oder kritischen Situationen. Denn das “Zu viel” an Belastung merken sie oft erst mit Verzögerung nach Stunden oder ein bis zwei Tagen und dieser Zustand kann anhalten.

Gut erklärt wird Pacing auf der Seite und im neuen Video der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS: https://www.mecfs.de/neues-video-erklaert-pacing/

Symptom- und Krankheitskontrolle erfordert gute Selbstfürsorge und Möglichkeiten, dem gerecht zu werden: achtsames Selbstbewusstsein, planvolles Handeln und Flexibilität, denn ohne dynamisches Anpassen von Aktivitäten situativ im Alltag wird es nicht gelingen. Wohlgemerkt, Pacing kann je nach Schweregrad auch schon bei geringsten Anforderungen nötig sein, die für gesunde Menschen Selbstverständlichkeiten sind.

Ich gehe darauf in weiteren Artikeln und vor allem in den Online-Dialogen noch ein. Wichtig auch und gerade im Arbeitskontext ist ein unterstützendes soziales Umfeld. Es spielt eine wesentliche Rolle dabei, wie gut es Betroffenen mit Long COVID und anderen chronischen Komplexerkrankungen gelingt, mit alltäglichen Einschränkungen umzugehen, zumal diese für Außenstehende meist nicht sichtbar sind.

Der Wiedereinstieg und Neustart mit Long COVID im Berufsalltag ist für die Betroffenen selbst mit vielen Fragen, Unsicherheiten und Ängsten verbunden. Wie belastbar sie im Arbeitsprozess sind, offenbart sich erst nach Aufnahme der Tätigkeit. Und Verluste von Selbstbestimmtheit und Autonomie, Rückzug von Beziehungen, Berufschancen und finanzielle Sorgen können psychisch, emotional und sozial sehr belastend sein und isolieren.

Auch im privaten und beruflichen Umfeld sind Mitmenschen im Umgang mit der Situation mehr oder weniger überfordert. Hohe Erwartungen, Vorurteile und Unkenntnis erschweren das Verständnis für die Rückkehr, die durchdacht erfolgen sollte.

Überforderung meiden, auf Kapazitäten und Bedingungen eingehen

Ein gesundheitliches Risiko ist das Fehleinschätzen und Überschätzen der Belastbarkeit. Zum einen durch eingeprägte Selbst- und Fremdbilder und Maßstäbe früherer Leistung und gesellschaftlicher Paradigmen. Zum anderen kommt es nach der Infektion oft zunächst zu Symptomverbesserungen. Die Betroffenen wägen sich in Sicherheit, wollen nach der langen Absenz schnell wieder einsteigen bzw. aus finanziellem oder/und sozialem Druck.

Meine Empfehlung an Erkrankte und Verantwortliche in Unternehmen ist, die Rückkehr nicht zu früh anzugehen und nicht zu forcieren. Sondern die Zeit der Arbeitsunfähigkeit in der Genesungsphase auch zu nutzen, eine andere Gangart zu finden, Dialoge anzuregen und die Phase des Wiedereinstiegs frühzeitig vorzubereiten und zu unterstützen. Am Anfang geht es um das Erfassen der Ausgangssituation, Verstehen von Problemlagen und veränderten Bedürfnissen mit arbeitsbezogener Auswirkung und um das Aushandeln von realistischen Zielen mit relevanten Bedarfen.

Eine klare und souveräne Kommunikation, was man voneinander erwartet und sich wünscht, damit der Wiedereinstieg gelingt, ist viel wert, wenn das Arbeitsklima stimmt. Auf einer soliden Informations- und Wissensbasis lassen sich Entscheidungen und Veränderungen miteinander besser vorbereiten. Es müssen auch keine sechs Wochen Arbeitsunfähigkeit abgewartet werden, um ein BEM einzuleiten und ein Gesprächsangebot zu unterbreiten. Unternehmen können mit Frühintervention aktiv werden.

Woran können sich Betroffene und Fachpersonen orientieren?

Best Practice-Lösungen gibt es nicht wirklich, weil sich jeder Einzelfall und das Umfeld immer anders darstellt. Inwieweit Einschränkungen im Sinne einer bedingten Arbeitsfähigkeit individuell kompensiert werden können, hängt auch von konkreten Anforderungen einer Tätigkeit im situativen Gesamtkontext ab. Und: Funktionierende Herangehensweisen sind nicht selten das Ergebnis gescheiterter Versuche der Wiedereingliederung. Erkenntnisse sind eben das Resultat gemachter Erfahrungen. Viele Faktoren beeinflussen sich auf unbestimmte Weise.

Deshalb ist ein regelmäßiger, konstruktiver Austausch von Wissen und Erfahrungswerten sinnvoll, um auf neue Ideen zu kommen und eigene Lösungen zu kreieren. Daraus können Handlungsempfehlungen entwickelt werden, worauf zu achten ist. Zwei Aspekte sind beispielsweise in der Praxis unabhängig von variablen Einflüssen und Umständen wesentlich: Ein Grundverständnis für die Erkrankung, deren Auswirkungen und Flexibilität des Reagierens im gesetzten Rahmen durch die Erkrankung. Der Druck von außen muss raus und es ist eine völlig andere Gangart nötig, die sich erst mit Erfahrung einspielt.

Bei der stufenweisen Wiedereingliederung funktioniert es nicht, lediglich mit reduzierter Stundenzahl wieder anzufangen und innerhalb von oft nur vier bis sechs Wochen zum normalen Arbeitspensum zu steigern. Das klassische „Hamburger Modell“, was bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz z. B. nach einer Wirbelsäulen-OP mit nachfolgender Reha anwendbar ist, lässt sich nicht auf Long COVID übertragen. Von einzelnen Ausnahmen mal abgesehen. Es geht hierbei noch vielmehr um das Erproben der Passung von Arbeitsinhalten, Selbst- und Arbeitsorganisation.

Sind die Rahmenbedingungen gegeben, dass die Arbeit gut erledigt werden kann? Inwieweit liegt es an Betroffenen, selbst herauszufinden und zu entscheiden, welche Tätigkeiten und Aufgaben in welchem Umfang aktuell möglich sind? Steht es ihnen frei, von zu Hause zu arbeiten oder auf welche Weise sie Ergebnisse liefern? Wie können sie die Arbeit ihrem veränderten körperlichen Rhythmus anpassen? Welche alternativen Handlungsoptionen, neue Perspektiven und Hilfsmittel haben, erwerben und nutzen sie dafür? Welche persönlichen, sozialen und organisationalen Ressourcen unterstützen dabei?

Menschen mit Bedürfnissen und Fähigkeiten sehen, hören und anerkennen

Auch wenn es schwer fällt, zu akzeptieren, dass der gesundheitliche Status vorerst auf unbestimmte Zeit so ist, wie er ist. Es erfordert ein tieferes Durchdringen der Probleme, die individuell in der persönlichen Lage und unternehmensseitig in Bezug auf die Wertschöpfung zu lösen sind: Hier sind Chancen und Möglichkeiten, die entwickelt werden können. Nicht bei allen, aber bei manchen schon.

Es wäre sicher vielen Betroffenen möglich, ihre Tätigkeit mit einer angemessenen Flexibilität von Arbeitsinhalt, Arbeitsorganisation, Ort und Zeit, der Arbeitsumgebung und sozialer Interaktion eher wieder aufzunehmen und längerfristig weiter auszuüben. Wenn sie nicht in starren Denkmodellen und Stellenprofilen verhaftet sind. Auch Unternehmensorganisationen müssen sich stetig anpassen und durch komplexe System/Umwelt-Veränderungen selbst komplexer werden.

Professionelles Case Management, Gesundheits-, Reha- und Arbeitsintegrationsberatung, Job Coaching oder Health & Business Counseling können individuell unterstützen, herauszufinden, was es braucht und prozessorientiert begleiten. Medizinisch-therapeutische Behandlung sollte im rehabilitativen Setting auf Teilhabe fokussieren und keine Steigerung der Belastung forcieren.

Warum und wann „aktives Bremsen“ wichtiger ist als aktivierende Therapien: Mein LinkedIn-Impuls, Teil 2 zur „Rehabilitation bei Post-COVID-Syndrom und ME/CFS: Über Missverständnisse, therapeutische Zwecke und Mittel – Wege aus dem Versorgungs-Dilemma mit Bedarfsorientierung“

Schon frühzeitig ist es angezeigt, berufliche und soziale Problemlagen zu erfassen und gangbare Entwicklungsziele für die spätere Rückkehr an den Arbeitsplatz zu besprechen. Dabei mögliche Alternativwege und Perspektiven einzubeziehen, ist ratsam, um nicht abwartend vor vollendeten Tatsachen zu stehen. Hier ist eine realistische Einschätzung und gegenseitige Fairness gefragt.

Long COVID-Betroffene sind mehr oder weniger funktionell eingeschränkt. Die Symptome sind sehr unterschiedlich ausgeprägt, mit einer großen Spanne. Das reicht von leichten Defiziten, die sich erst im Tagesverlauf bemerkbar machen bis zur Pflegebedürftigkeit. Diese wird vor allem durch eine zu starke und zu frühe Belastung provoziert – das bedeutet gleichermaßen, dass die schlimmste und möglicherweise irreversible chronifizierte Form Long bzw. Post-COVID-ME/CFS vermeidbar wäre!

Daher ist genauer hinzuschauen, was jemand leisten kann, ohne Gefahr zu laufen, körperlich und gesundheitlich zusätzlichen Schaden zu nehmen. Es steht auch nicht erwarten, dass jemand mit Langzeitfolgen sein ursprüngliches Leistungsniveau wieder zu 100 % erreicht. Es ist wunderbar, wenn dies eintritt. Aber das kann nicht Maßstab sein. Solange keine heilenden Behandlungsansätze existieren, wird ein Weg in Abstufungen zwischen „entweder ganz oder gar nicht“ zu gestalten sein. Das trifft generell auf das Verständnis von chronischen Erkrankungen zu.

Ressourcen- und Teilhabe-Orientierung geben das Tempo und die Richtung an

Es geht darum, durch die Organisation den Rahmen zu schaffen, um Gesundheits- und Selbstfürsorge zu praktizieren und zu schauen, wie mit verfügbaren Ressourcen Wege entwickelt werden können, gut zu arbeiten. Beruflich orientierte therapeutische und rehabilitative Präventionsberatung kann und sollte bereits in der Frühphase der Bedarfserhebung dienen, welche Probleme sich wie auf die Arbeitstätigkeit auswirken und eruieren, welche Strukturen, Hilfen und Maßnahmen Betroffene unterstützen könnten.

An eine solide Bedarfsanalyse können Strategien anknüpfen, die auf die Vorbereitung der Rückkehr zur Arbeit ausgerichtet werden. Beispielsweise auch durch betriebsärztliche Vorsorge und Ergotherapie mit arbeitsplatzbezogener Beratung, Abklärung und Erprobung von Hilfsmitteln im Alltag. Dafür braucht es Bewusstsein, Kenntnis und Formulierungen, damit Leistungen verordnet und Kosten getragen werden.

Abschließend zu diesem ersten Teil: Mehr Sicherheit für den Wiedereinstieg lässt sich mit einer systematischen Strategieentwicklung und Planung erreichen. Einem Plan, der nie in Stein gemeißelt ist, sondern in einem Gesamtkonzept größere und kleinere Prozessschritte abbilden wird, die im individuell angemessenen Tempo gegangen werden. Beschreiben Sie initial den Bezugsrahmen, das berufliche Teilhabeziel und konkrete erreichbare Handlungsziele. Die Realität weicht von unseren Annahmen meistens mehr oder weniger stark ab, sodass Änderungen im Verlauf erforderlich werden.

Mit Planungsunsicherheit, Nicht-Wissen und Ungewissheit souverän umgehen zu können, ist bei vielen schweren und chronischen Krankheiten notwendig. Ebenso zur konstruktiven Krisenbewältigung. Eigene und andere Erwartungshaltungen, Entscheidungs-Prämissen, Denk- und Verhaltensmuster sind zu hinterfragen. Leistungs-, Ziel- und Erfolgsparameter immer wieder neu zu definieren.

Berücksichtigen Sie Einschränkungen und halten Sie Ausschau nach dem jeweils aktuell Möglichen und den Chancen, die sich ergeben, wenn Sie Arbeitsbedingungen im Dialog anpassen. Dies erhöht die Erfolgsquote der Wiedereingliederung und macht förderliches Verhalten zur Selbstfürsorge und nachhaltigen Stabilisierung wahrscheinlicher. Das ist nicht repräsentativ, sondern basierend auf meinen Beratungserfahrungen und Austausch in kollegialen Netzwerken.

Ausblick auf die ersten Artikel und den Online-Dialog für Insider

Auf die Bedeutung, Prinzipien und Methodik zur Entwicklung von realistischen Zielen und realisierbaren Strategien für die Neuausrichtung und Arbeitsgestaltung mit begrenzten Ressourcen gehe ich später ein. In der Beratung geht es oft auch um den Aufbau neuer beruflicher Zukunfts-Perspektiven im Leben mit Einschränkungen.

In dieser Wissensreihe gebe ich Einblicke, in die ich Schilderungen von Erkrankten als auch von Fachpersonen im Gesundheitswesen, im Reha- und Eingliederungsmanagement integriere.

Es wird ein Mix aus fachlichen Impulsen und persönlichen Erkenntnissen, der zum Nachdenken und Diskurs anregen darf. Über weitere Artikel informiert Sie mein Newsletter.

Bisher auf diesem Blog veröffentlicht:

Lesetipp: Long COVID lässt neu behinderte Menschen vor alten Barrieren stehen

LinkedIn-Beiträge: Mehrmals wöchentlich können Sie zudem Beiträge von mir auf LinkedIn lesen und kommentieren – mittwochs geht es explizit rund um Long COVID, Post COVID und ME/CFS. Die Beiträge finden Sie unter dem Hashtag #MEAwarenessHour, den ich zur Unterstützung der Betroffenen-Initiative nutze (auf Twitter jeden Mittwoch zwischen 21 und 22 Uhr).

Sie möchten am Online-Dialog teilnehmen?

Im Health & Business-Insider erhalten Sie automatisch die Zugangsdaten für den jeweiligen Online-Dialog zum letzten Donnerstag im Monat kurz vorher über den E- Mail-Verteiler.

Um diese Themen geht es am 29.09. und 27.10.2022:

1️⃣ Wie finden Sie die richtige Strategie für Ihren Rückkehrprozess im Berufsalltag und Unternehmen?

2️⃣ Was können Sie zur Prävention und Linderung tun, wenn Symptome mit der Belastung zunehmen? 

3️⃣ Wann hilft eine medizinische Rehabilitation weiter und wann nicht – Gibt es Alternativen?

4️⃣ Wie kann die Arbeits- und Unternehmensorganisation zum gelingenden Wiedereinstieg beitragen?

5️⃣ Wie unterstützen Sie Menschen mit Beeinträchtigungen, im Arbeitsprozess und Betrieb zu bleiben?

Wenn Ihr Interesse geweckt ist, Sie sich regelmäßig austauschen möchten und Gesundheitskompetenz für sich persönlich und Ihr Unternehmen professionalisieren wollen, schließen Sie sich uns gerne im Health & Business Insider-Netzwerk an.

Hier erwarten Sie monatliche Fach-Impulse, Gedanken und Tipps nebst Live Sessions zum persönlichen Austausch jeden letzten Donnerstag. Ich halte Sie auch zu neuen exklusiven Beratungs- und Bildungs-Angeboten auf dem Laufenden. Für Null Euro und garantiert nicht umsonst.

Sie ziehen Einzelberatung vor und wünschen sich Begleitung?

Zum Wiedereinstieg biete ich virtuelle Gesundheits-Sprechstunden und Prozessbegleitung auch online an. Ich berate zu betrieblicher Frühintervention in der Prävention und zum Eingliederungsmanagement, nebst medizinisch-beruflicher Rehabilitation. Und wenn Sie individuelle Beratung und Impulse für Ihr Business in der Selbstständigkeit oder als Fachperson im Unternehmen wünschen.

Nehmen Sie hier Kontakt auf. Oder buchen Sie direkt ein unverbindliches Erstgespräch. Wir finden gemeinsam heraus, was für Sie passt.

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4 Gedanken zu „Long COVID im Berufsalltag – Wissensreihe für Wiedereinsteiger und Fachleute im BEM

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